Depression in der Jugend – Sophie, 19, hat schon viel erlebt und noch mehr vor sich
Was sollen die LeserInnen sonst von dir wissen?
Ich bin eine Kämpferin, denn meine Schwäche ist meine Stärke.
Was waren deine ersten Erfahrungen mit der Depression? In welcher Lebenslage ist die Depression bei dir zum ersten Mal aufgetreten?
Es hieß von Anfang an, ich sei „anders“ und mit circa 8 Jahren war ich das erste Mal bei einer Psychologin. Ich habe versucht, soziale Ängste und regelmäßige Essattacken zu verheimlichen, doch mit 15 platzte die Bombe: Ich war verzweifelt, litt unter Heulkrämpfen, entwickelte Hassgefühle mir selbst und meiner Mutter gegenüber. Auch mein Essverhalten hatte sich verändert und die Magersucht wurde meine beste Freundin. Mit 17 waren meine Depressionen am stärksten.
Worin siehst du die Ursachen deiner Depressionserfahrung?
Es sind die Dinge im Leben, die man nicht beeinflussen kann, die mir besonders zu schaffen machen. Ich sah hilflos zu, wie eine Suchtkrankheit meinen Vater in den Tod trieb und lebte mit einer psychisch kranken Mutter zusammen. Meine Kindheit war geprägt von Umzügen, Mobbing, psychischem Missbrauch, Armut und Krankheiten. Ich hatte nie die Chance, so etwas wie „Normalität“ zu erfahren.
Welche war deine größte Herausforderung in Bezug auf die Depression?
Am schwierigsten ist es, sich jeden Tag aufs Neue für das Leben zu entscheiden und sich dem Schlechten entgegenzustellen. Es ist so unglaublich schwer, weiterzumachen, doch ich versuche glücklich zu sein und das Beste aus allem zu machen.
Wie gehst du mit der Depression um, wenn sie erst mal da ist? Was hilft dir dann?
Ich akzeptiere die Depression und respektiere ihre Anwesenheit. Nicht die Depression darf mich kontrollieren, sondern ich versuche, sie zu kontrollieren. Das ist mein Weg, damit umzugehen. Nicht mehr und nicht weniger.
Was können Freunde und Familie tun, um dir zu helfen?
Ich möchte kein Mitleid, ich möchte ernst genommen werden! Ich habe das alles niemals gewollt und wenn jemand wirklich versucht mich zu verstehen und mich akzeptiert, versucht, mich bedingungslos zu lieben und so gut es geht zu unterstützen, was könnte ich mir mehr wünschen? Jeder braucht diese Menschen, ob Freunde und Familie oder Sozialpädagogen und Berater von Ämtern, sie erhalten unendliche Dankbarkeit.
Wie lautet dein „Lebensmotto“ bzw. Fazit?
Lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter. Ich möchte nicht sagen, dass ich dankbar bin, mit einer Depression zu leben. Aber was ich an sie verloren habe, habe ich auf eine andere Art und Weise zurückgewonnen.
Was möchtest du den LeserInnen noch mitgeben?
Zwei Bibelverse: „Es gibt keinen Ort auf dieser Welt, wo ich so sicher bin wie in Gottes Hand.“ (Jesaja 12:2) und „Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ (Exodus 14:14)
—
Auszug aus unserer im Mai 2018 erschienen Broschüre Unter besonderen Umständen
Inwieweit es sich beim Auftreten von depressiven Symptomen im Kindes- und Jugendalter nur um eine vorübergehende Phase handelt, wird in diesem Beitrag näher beschrieben.
Jenny erlebte bereits in ihrer Jugend depresssive Episoden und verliert dennoch nicht den Blick nach vorne.
Kinder psychisch erkrankter Eltern übernehmen oft schon im jungen Alter Verantwortung für ihre Eltern und haben ein höheres Risiko selbst zu erkranken. Daher sind präventive Hilfsangebote hier besonders wichtig.