Etappen-Tagebuch // Team Süd 4
12.08.19 // Tag 1
Die vierte und letzte Mut-Tour Etappe in Süddeutschland fängt heute in Karlsruhe an, auch wir sind im Outdoor-Modus unterwegs und übernachten im Zelt. Obwohl eine Tourenleiterin leider ausgefallen ist, sind wir trotzdem voll besetzt – eine Teilnehmerin aus dem Team Süd 2 konnte spontan einspringen und ist gestern aus Italien angereist.
Einige von uns kennen sich von den Mitmach-Wochenenden oder von früheren Etappen, einige haben sich erst gestern in der Begegnungsstätte von Schiller 33 e.V., einem Selbsthilfeverein, kennengelernt. Die Gepäckstücke und Werbematerialien wurden aufgeteilt, Tandems wurden vorbereitet und wir haben zusammen Pasta gekocht. Es hat ziemlich stark geregnet und wir freuen uns über das trockene Wetter heute morgen.
Der Tag startet mit einem gemeinsamen Frühstück. Es ist so gemütlich, dass es uns schwer fällt, aufzustehen und mit der Tour zu starten. Aber irgendwann ist doch alles eingepackt, und eine Freundin der Mut-Tour schließt sich uns an, um uns ein Stück mit ihrem Rad zu begleiten.
Die Richtung ist Stutensee, der Weg ist angenehm und führt uns durch die wunderschöne Waldstadt. Frischer Wind begleitet uns und wir sind fast die einzigen, die dort entlang fahren. Ohne Navi ist es auch ganz schön angenehm, dort kennt sich unsere Freundin schon sehr gut aus. Der Weiße Riese, eins unserer Tandems macht uns ein wenig Probleme mit der Schaltung, und die Teams passen sich noch aneinander an, aber sonst läuft alles gut.
Vor dem Schloss Stutensee machen wir ein schönes Gruppenfoto und einige sitzen auch auf dem Thron vorne. Weiter geht’s nach Bruchsal, wo der erste Pressetermin geplant ist.
Nach einer herzlichen Begrüßung durch die Oberbürgermeisterin laden wir sie zu einer Probefahrt mit einem unserer Tandems auf dem Marktplatz ein. Nach dem Interview fahren wir weiter zum Rand der Stadt, wo eine gute Bäckerei sein soll. Nächstes Ziel ist Wiesloch, wo wir das zweite Interview auf der “Small Talk” Sitzbank geben.
Uns spricht ein Mann an, der uns seine Geschichte erzählt und uns den Ratschlag gibt, dass wir vielleicht im Ziegenkäsehof unterkommen könnten. Er führt uns zu Rewe und im Anschluss dahin. Dort nimmt uns eine freundliche Frau in Empfang und danach ist das Übliche – Zelte aufbauen, Abendessen vorbereiten (heute gibt es Kartoffeln mit Quark und Salat), duschen, mit der Hauskatze spielen und ab ins Bett.
Bisher versteht sich das Team sehr gut und die Stimmung ist angenehm, wir freuen uns auf den zweiten Tag.
13.08.19 // Tag 2
Heute wachen wir mit einer Überraschung auf – der Mann, der uns gestern bis zum Ziegenkäsehof begleitet hat, hat auch auf der Wiese übernachtet! Die Meisten haben gestern Abend nichts mitgekriegt. Er erzählt uns, dass er nach Hause gefahren sei, und dann entschieden habe, doch zu uns zu kommen, und erst heute früh wieder zu hause sein wird.
Nach dem Frühstück ist das erste Ziel für heute Heidelberg. Dort haben wir einen Termin mit dem SWR, und treffen einen anderen Freund der Mut-Tour, der uns bis Mannheim begleiten wird. Die Strecke dazwischen ist nicht unbedingt schön – die Radwege sind etwas zu schmal, die Straßen und Städte sind etwa stressig. Ein anstrengender Vormittag für alle.
In Mannheim treffen wir uns mit einem Journalisten auf dem Marktplatz und fahren über die Brücke nach Ludwigshafen. Hier fällt unser Pressetermin leider aus, dafür kommen wir aber ins Gespräch mit drei interessierten Menschen, die selber in Berührung mit dem Thema Depression gekommen sind. Ein Übernachtungsplatz wurde auch mittlerweile gesichert.
Es wird bei der Pfarrgemeinde in Frankenthal übernachtet – Zelte werden im Garten aufgebaut. Heute wird Pilzrisotto gegessen, allerdings nicht mit Risotto-Reis, sondern eine Mischung aus Basmati-Reis, Linsen und Quinoa. Naja, was neues für alle.
Am Abend sitzen wir noch eine Weile gemütlich auf der Treppe und reden über den Tag. Es fällt uns heute richtig schwer, uns an den Tag zu erinnern, weil wir unsere ganze Konzentration aufgebraucht haben, uns durch den starken Verkehr zu navigieren. Wir reden auch noch über Themen, die uns persönlich berühren, und erzählen von eigenen Erfahrungen. Eine sehr schöne Abschlussrunde am Ende des Tages.
14.08.19 // Tag 3
Tag 3 startet fürs Team am frühen Morgen mit leichtem Regen als wir von der Pfarrgemeinde mit unseren Tandems wegfahren. Einige Minuten später nachdem wir am Rathausplatz in Frankenthal ankommen, knallt wieder die Sonne. Dort treffen wir einen Fotografen und zwei Journalistinnen, und teilen uns in Teams auf, um Interviews zu geben.
Wir fahren heute den Barbarossa-Radweg entlang, über Eisenberg und Enkenbach-Alsenborn und durch den Pfälzer Wald in Richtung Kaiserslautern. Es kommen die ersten Berge auf uns zu, etwa 550 Höhenmetern insgesamt. Die Strecke ist jedoch wunderschön und wir freuen uns alle am dritten Tag endlich durch den Wald fahren zu dürfen, parallel entlang alten Zugschienen durch die abwechslungsreichen Landschaften der Pfalz.
Das Team hat bereits festgestellt, dass wir anscheinend die “Tour mit Hindernissen” gewählt haben. Zweimal lagen Bäume quer über den Weg, einmal mussten wir durch frischen Schlamm unter Wassersprinkleranlagen die Tandems durchschieben. Es wird aber immer noch sehr viel gelacht und wir kommen alle sehr gut mit den Hürden zurecht.
Es wird beim Seehaus Forelle am Eiswoog Pfalz kurz angehalten, für einen schönen Kaffee und die tägliche Rückblick-Runde. Wir versuchen einen Schlafplatz bei der FCK zu bekommen – es ist aber leider schon 17:30 und die Menschen, die uns eine Antwort geben können, sind nicht mehr im Büro. Wir kommen bei dem Schützenverein-Alsenborn zu Erfolg und dahin fahren wir.
Obwohl es im Telefongespräch mit dem Besitzer erwähnt wurde, dass vor Ort keiner ist, finden wir das Gebäude noch auf, aber die Menschen wissen nichts von uns? Der Chef ist jedoch auf dem Weg. Uns wird angeboten, weil beim Verein nachtsüber abgeschlossen wird und wir die Toilette nicht mehr benutzen dürfen, bei der Familie im Garten zu übernachten. Der einzige Haken – sie müssen um 7:15 schon weg sein. Kleiner Moment der Überlegung, weil wir alle nicht so glücklich damit sind. Es folgt glücklicherweise eine weitere Erklärung – das Haus wird abgeschlossen und wir dürfen so lange wie wir wollen im Garten bleiben. „Na dann, zeigt uns den Weg.“
Was für ein Highlight! Ein wunderschöner Garten, eine sehr nette Familie, die sich um uns kümmert, unsere Nudeln kocht und für uns auf der Veranda die Heizung anmacht. Wir duschen gemütlich, dann sitzen wir draußen bis Mitternacht und quatschen mit dem Ehepaar. Es wird auch auf der Veranda geschlafen, außer eine, die doch ein Zelt aufschlägt. Für morgen früh sind uns bereits Kaffee und Brötchen versprochen. Ein richtig schönes Outdoor-Leben!
15.08.19 // Tag 4
Der vierte Tag startet mit einem wunderschönen Frühstück auf der Veranda mit Kaffee und Brötchen. Heute geht es durch Kaiserslautern, entlang der Ramstein Airbase über Landstuhl bis ins Saarland nach Homburg. Es ist der erste regnerische Tag von der Etappe, aber es ist nicht so schlimm, besonders wenn man hinten sitzt.
Beim ersten Halt in Kaiserslautern ist das Wetter immer noch ziemlich grau, aber wir machen trotzdem ein Paar lustige Fotos. Eine Journalistin von der Antenna KZ nimmt ein Interview auf. Dann gehen wir in den Fahrradladen, um Handschuhe zu kaufen, denn das Schalten ohne Handschuhe schmerzt etwas. Dann wieder auf den Rädern in Richtung Landstuhl für ein weiteres Interview, währenddessen riesige Flugzeuge in Dreier-Konstellation über unseren Köpfen nach Ramstein fliegen.
Wir machen in Landstuhl auf der Bühne eine Mittagspause und fahren ein bisschen verspätet weiter, es gibt schon ein wenig Stress wegen des nächsten Termins. Erst müssen wir kurz anhalten, weil ein Team nicht gesehen hat, wo die anderen entlang fahren. Dann beim Ampel-Crossing ist es sehr chaotisch, Fußgänger laufen kreuz und quer, und wir versuchen alle gleichzeitig zu fahren – ein Team stürzt vom Fahrrad ab, aber zum Glück, außer einem Schrecken, ist nichts passiert. Gut aber, dass man mit dem Fahrradhelm fährt! Wir halten für einige Minuten, um die Nerven auszuruhen, an. Als der Adrenalinspiegel wieder unten ist, fahren wir nach Homburg.
Vor Homburg halten wir unter einer Brücke an, weil es anfängt zu regnen. Beim Telefongespräch mit dem Journalisten wird klar, dass es in Homburg trocken ist. Wir warten dann kurz ab, dann ist der Regen wirklich vorbei und wir fahren weiter.
Es ist Feiertag im Saarland und auf dem Marktplatz in Homburg wird für ein Konzert eine Bühne aufgebaut. Die Sonne scheint und wir essen Pommes, zwei geben ein Interview, zwei kümmern sich um Übernachtungsmöglichkeiten, zwei machen bereits eine Einkaufsliste. Wir bekommen von einem Ehepaar sehr viele Tipps zur Übernachtungsorten, sogar das Angebot bei ihnen im Garten zu zelten, sie wohnen aber leider 10 km in einer anderen Richtung.
Bei der protestantischen Kirchengemeinde Limbach wird uns eine Übernachtungsmöglichkeit zugesagt, also für heute ist der Schlafplatz gesichert. Wir müssen nur noch einkaufen – es ist aber Feiertag, haben die Supermärkte noch auf? Zwei radeln schnell zu Edeka – es ist sieben vor 18 Uhr und der hat nur bis zum 18 Uhr auf! Dann holen wir schnell einen Einkaufswagen und rennen durch den Laden – gut, dass eine Person genau weiß, was zum Kochen gebraucht wird, weil er Teil des Einkaufsteams war. Alles in den Wagen, bezahlt und wir gucken noch auf dem Zettel, es steht genau 18 Uhr. Rekord Einkaufszeit, 7 Minuten!
Zwanzig Minuten später sind wir bei der Pfarrgemeinde, wo uns die Kirche, der Gemeinschaftsraum und die Küche gezeigt wird. Wir bekommen Schlüssel für alles und können uns entscheiden, wo wir schlafen. Es wird eine Yoga-Runde gemacht, ein leckeres Curry gekocht, dann schlafen einige in der Kirche, einige in dem Gemeinschaftssaal, und einige draußen im Zelt.
16.08.19 // Tag 5
Am fünften Tag ist der Pressetermin erst um 11 Uhr, dann können wir ganz ruhig in den Tag mit dem Frühstück starten. Es war gestern in der Kirche nicht so warm, eine ist in den Gemeinschaftsraum umgezogen und hat trotzdem gefroren. Es war doch die beste Entscheidung, draußen im Zelt zu schlafen.
Das erste Ziel für heute ist St. Ingbert, wo wir uns mit einer Journalistin vor dem Rathaus treffen. Die hat aber auf der anderen Seite vom Platz gewartet und erst 20 Minuten später finden wir uns, dann ist für das Interview die Zeit ein bisschen knapp – wir müssen weiter nach Saarbrücken. Für eine von uns ist in dieser Stadt planmäßig die Etappe zu Ende, da sie für jemanden anders eingesprungen ist. Nach dem Gepäck-Austausch und einer wunderschönen Abschiedsrunde, fährt die Gruppe weiter in Richtung Saarlouis mit einer weiteren Person, die neu dazustößt.