Worum geht es beim ApK Berlin?
„Hoffnung macht Sinn“ – Der Selbsthilfeverband ApK LV Berlin e.V. ist eine Anlaufstelle für Angehörige von Menschen mit psychischen Krisen und bietet Beratung von Angehörigen für Angehörige an. Er ist Ansprechpartner für alle Bürger*innen im Land Berlin.
Denn auch wenn hinsichtlich psychischer Beeinträchtigung einiges an Aufklärungsarbeit geleistet wurde, ist das Verständnis dafür in der Gesellschaft nicht gestiegen. Weiterhin ist das Thema tabuisiert und Familien mit psychischen Krisen sind noch immer der Marginalisierung ausgesetzt.
Um diese Prozesse der Isolation zu durchbrechen, hat sich der Verband vor 30 Jahren gegründet und bildet heute ein Netzwerk aus Angehörigen, das dabei hilft, ressourcenorientierte Perspektiven im Umgang mit seelischen Krisen zu entwickeln.
Auf gesellschaftlicher Ebene nimmt der Verband Einfluss auf die Weiterentwicklung des psychiatrischen Gesundheitssystems und ist stimmberechtigt vertreten in den entsprechenden Gremien Berlins. Dabei kooperiert er mit anderen Trägern der psychosozialen Landschaft. Auf individueller Ebene bietet er unabhängige und anonyme Beratung für Angehörige, unterstützt die Initiativen der Selbsthilfegruppen für Angehörige und organisiert öffentliche Informationsveranstaltungen und Tagungen zu speziellen Themen. Daraus entstand die Angehörigen-Akademie, deren Angebote
alle partizipativ entwickelt werden. Der Verband lebt im Wesentlichen von der Mitwirkung ehrenamtlich engagierter Angehöriger. Die Ehrenamtlichen werden auf ihre Tätigkeit vorbereitet, stetig weitergebildet und durch Supervision begleitet. Zentrales Element ist die Qualifizierung Angehörige zu Peer-Berater*innen.
Was will der ApK Berlin erreichen?
„Weil es sagbar ist“ – Noch immer unterliegen seelische Beeinträchtigungen einem Tabu. Wir machen das Tabu zum Thema und holen die Menschen aus ihrer Isolation und gehen in den dialogischen Austausch. Der Austausch findet im persönlichen Beratungsgespräch, in geschützten Gruppen oder in Form öffentlicher Veranstaltungen statt. Darüber hinaus nehmen wir Einfluss auf gesellschaftlicher Ebene durch politische Initiativen.
Ziel unserer Beratung ist es, die einzelne Person in ihrer Selbstwirksamkeit zu stärken, sie dabei zu unterstützen, ihre Ressourcen zu erkennen und zu aktivieren und ihre Handlungskompetenz im Umgang mit seelischen Krisen zu erweitern.
So wirkt die Stärkung des Individuums im Umgang mit psychischen Krisen auf natürliche Weise multiplikatorisch in allen ihren Lebensbereichen, sei es im privaten, öffentlichen oder im Arbeitsbereich und nimmt so langfristig Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse.
Welche Impulse gehen vom ApK Berlin aus?
„Angehörige beraten Angehörige“ – Angehörige sind Experten in eigener Sache. Sie verfügen über ein vielschichtiges Wissen bezüglich der Möglichkeiten und Grenzen in der Begleitung eines Menschen in psychischen Krisen, das bisher kaum Einzug in die bestehende Versorgung gefunden hat. Um das spezifische Wissen von Expert*innen des Miterlebens und Begleitens in das psychosoziale Versorgungssystem hineinzutragen und damit den Blick auf die sozialen Dimensionen zu schärfen, bietet der ApK LV Berlin e.V. eine Qualifizierung Angehörige zu Peer-Berater*innen an.
Schließlich stehen Information und Aufklärung an erster Stelle, wenn man Angehörige nach ihren Wünschen fragt. Diesem Bedarf wird häufig unzulänglich nachgekommen.
Vor dem Hintergrund, dass der überwiegende Teil der Menschen mit psychischen Krisen in, von und mit der Familie lebt, sind Angehörige auf Information und Aufklärung angewiesen. Denn jede*r Angehörige begegnet den alltäglichen Herausforderungen mit höchst individuellen und kulturabhängigen Bewältigungsstrategien. Diese zu reflektieren ist schwierig, da sie in ihrer sozialen Verantwortung im ver-rückten Alltag häufig allein gelassen werden.
Wir sind Kooperationspartner von Einrichtungen der psychosozialen Landschaft Berlin´s und bieten bereits bei verschiedenen Trägern unabhängige Beratung an.
Zudem strahlt dieses Angebot in das Bundesland Brandenburg aus. Angehörige aus Brandenburg sind bereits Teilnehmende an der Qualifizierung im ApK LV Berlin e.V. und setzen ihre Kompetenzen für die Belange der Angehörigen in Brandenburg ein.
Was macht das Engagement innovativ?
„Stärken stärken“ – Wesentlicher Aspekt des Beratungsangebotes ist die Erfahrungskompetenz der Berater*innen. Der Unterschied von Peer-Support zu Angeboten von Professionellen liegt darin, dass sich Menschen begegnen, die einen ähnlichen Erfahrungshintergrund haben. Hierzu gehören die Erfahrung in der Begleitung schwerer seelischer Erschütterungen und in der Regel auch die Erfahrung mit professionellen psychiatrischen Hilfeangeboten. Peer-Beratung ist mehr als der Austausch von Lebenserfahrung und die Weitergabe von Information von Gleichen zu Gleichen: Peer-Beratung stellt sich parteilich auf die Seite der Ratsuchenden Person und stellt einen Zusammenhang zwischen der persönlichen Situation und den gesellschaftlichen Verhältnissen her. Peer-Beratung fördert Selbstbestimmung und Empowerment für Angehörige. Gerade im Bereich der Psychiatrie, in dem die Familien besonders stark mit Stigmatisierung, Diskriminierung und Entmutigung konfrontiert sind, bekommen das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Erfahrung von Solidarität und Verständnis eine besondere Bedeutung. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Unabhängigkeit dieses Peer-Beratungsangebotes, dass es den Anfragenden ermöglicht, sich zu öffnen und vorurteilsfrei in den Austausch zu gehen. Sie stellt die Ressourcen der Ratsuchenden in den Mittelpunkt und unterstützt den Prozess der Selbstermächtigung als auch die notwendige Unterstützung der Ratsuchenden. Die Peer-Beratung kann die Erreichbarkeit von
Angehörigen verbessern und den Zugang zu weiteren Hilfen und Maßnahmen erleichtern.
Mit der Multiplikatorenschulung sind die Teilnehmenden gestärkt, ihre Kompetenzen in allen Bereichen der psychosozialen Landschaft einzusetzen. Damit verfolgen wir das Ziel, durch eine aktive Beratungstätigkeit die Angehörigen in allen Bereichen der Versorgung, Lehre und Forschung zu fördern und damit ihr Erfahrungswissen in das psychiatrische Versorgungssystem miteinfließen zu lassen.
„Kein Mensch steht für sich allein“ – Die Zugehörigkeit zu einem Netzwerk stärkt die Resilienz des Einzelnen. Die Angehörigen aus ihrer Isolation holen zu können, mit ihnen in den Austausch zu gehen und gemeinsam ihre Erfahrungen zu reflektieren trägt enorm zur Entlastung bei, auch wenn die Belastungen im Alltag noch lange nicht abgenommen haben. Die herausragenden Momente sind die Rückmeldungen der Menschen aus der Peer-Beratung. Die Anfragenden erleben sich wieder in ihrer Kompetenz. Sie können anschließend ihre Rolle als Angehörige*r besser einordnen und lernen die alltäglichen Herausforderungen mit mehr Abstand zu betrachten, was zur Stärkung der Selbstwirksamkeit beiträgt.
Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
„Einfach tun“ – Der ApK LV Berlin e.V. möchte das Expertenwissen der Angehörigen weiter fördern und den Bedarf nach umfassender und unabhängiger Information weiterentwickeln.