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Weizenfeld als Sinnbild für immer wiederkehrende psychische Krisen

Chronische Krankheit und Depression – Medizinische Einordnung

Ein Leben von Tag zu Tag – wie chronische Erkrankungen den Alltag bestimmen können

Eine chronische Krankheit wie Krebs, Asthma oder Diabetes beeinflusst das alltägliche Leben der Betroffenen manchmal drastisch. Ist die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigt, und die Zukunftsperspektiven eingeschränkt, leidet auch die seelische Gesundheit. So kann über kurz oder lang eine Depression entstehen. Auswertungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen, dass neun bis 23 Prozent der chronisch kranken Menschen eine Depression als Begleiterkrankung hatten.[1]

Vor der Diagnosestellung, gilt es andere Krankheiten und Zustände auszuschließen. Etwa bei Schilddrüsenunterfunktion, Demenz oder Vitamin-D Mangel treten ähnliche Symptome auf. Letzteres wird auch als Winterdepression bezeichnet. Sie tritt überwiegend in der dunklen Jahreszeit auf. In dieser Zeit kann die Haut in unserer Region monatelang nicht ausreichend Sonnenlicht aufnehmen, mit dessen Hilfe der Körper Vitamin D bildet. Der „Winterblues“ geht mit vermehrter Sonneneinstrahlung im Frühjahr üblicherweise von selbst wieder vorüber.[2]

Eine dauerhafte Medikamenteneinnahme kann depressive Symptome auslösen

Neben chronischen Grunderkrankungen selbst spielt die dauerhafte Einnahme von Medikamenten bei der Depressionsentstehung eine Rolle. Viele Mittel können sie als unerwünschte Nebenwirkung auslösen. Diese so genannte „pharmakogene Depression“ wird von manchen Fachleuten als verbreitetste Form der Seelenkrankheit angesehen [3] und selbst von Ärzten oft unterschätzt. Durch das Absetzen oder Umstellen des auslösenden Medikaments kann die Begleiterkrankung zwar rasch beendet werden. Doch die Liste der Wirkstoffe, die im Zusammenhang mit Depressionen stehen, ist lang: Neben Verhütungsmitteln, Insulin und anderen Hormonen gehören gängige Herz-Kreislauf-Präparate ebenso dazu wie Psychopharmaka oder Schmerzmittel, Krebsmedikamente, Antibiotika und sogar Impfstoffe.[4] Das erschwert die richtige Auswahl und Dosierung der Medikamente.

Insbesondere bei Patienten mit mehreren chronischen Erkrankungen ist es schwierig, den Durchblick durch die vielfältigen Wechsel- und Nebenwirkungen zu behalten. Wenn es um Depressionen im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen geht, ist daher eine genaue (Differential-)Diagnostik und die individuelle Abwägung von Nutzen und Risiken bei der Behandlung besonders wichtig.

Eine medizinische Einordnung von Dr. Heidrun Riehl-Halen und Quellen:

  1. https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/news/chronische-krankheiten (nicht mehr aufrufbar)
  2. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/winterdepression
  3. http://www.adfd.org/austausch/viewtopic
  4. http://www.adfd.org/austausch

Auszug aus unserer im Mai 2018 erschienen Broschüre Unter besonderen Umständen

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