Depression und Selbsthilfe // MUT-TOUR

Depression & Selbsthilfe

Eine Depression hat viele Gesichter

Erlebte depressive Episoden sind bei jedem Menschen anders und extrem vielfältig. Es gibt Personen, denen niemand von außen ansehen kann, dass sie in Wirklichkeit leiden. Dass sie „grundlos“ weinen, sobald sie zu Hause angekommen sind, dass sie nicht wissen, warum sie sich traurig fühlen oder müder sind als gewohnt. Im schlimmsten Fall stellt sich ein Gefühl der Wertlosigkeit und Überflüssigkeit ein, das dazu führen kann, die eigene Existenz zu hinterfragen und keinen Sinn in dieser zu erkennen. Wie stark eine Depression ausgeprägt ist, hängt ebenfalls von vielen Faktoren ab und ist individuell sehr unterschiedlich.

Es gibt eine Reihe an verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, angefangen von medizinischen Angeboten bishin zu Selbsthilfemöglichkeiten wie der Besuch einer Selbsthilfegruppe. Die Art der Behandlung ist sehr inidviduell. Sie hängt vom Schweregrad und den Bedürfnissen der betroffenen Person ab.

Depressionen zeigen sich auf ganz individuelle Weise.

Eine Depression ist mehr als nur ein Stimmungszustand und sollte daher unbedingt ernst genommen werden. Schwierig für alle – Betroffene und Angehörige – ist so zu tun, als sei eine Depression etwas Ungeheures oder Unbekanntes, worüber man nicht reden sollte. Die Zahlen für Deutschland zeigen, dass wir darüber sprechen müssen – insgesamt sind 5,3 Mio. Menschen (18-79 Jahre), also 8,2% innerhalb eines Jahres an einer Depression erkrankt. Ganze 17,1% – damit durchlebt jede*r 5te Deutsche im Laufe des Lebens mindestens einmal eine depressive Phase.

Noch haben zu viele depressionserfahrene Menschen Angst, ihren Vorgesetzten, Eltern oder Freund*innen von ihren Wahrnehmungen, Gedanken oder Gefühlen zu erzählen. Das Gefühl zu haben, sich nicht mitteilen zu können, ist eine zusätzliche Belastung. Ein Teufelskreis aus Angst- und Schamgefühlen kann entstehen – auch für die nicht-betroffene Umgebung. Daher teilen die Teilnehmenden der MUT-TOUR offenen ihre Erfahrungen im Umgang mit Depressionen, um zu zeigen, das Offenheit möglich ist und allen Beteiligten helfen kann!

Depression – Infos und Hilfe

Symptome einer Depression

Mitunter ist es schwierig, zwischen ein paar schlechten Tagen und dem Beginn einer Depression zu unterscheiden. Ein wichtiges Kriterium ist dabei die Dauer der Symptome. Wenn mehrere der folgenden Anzeichen länger als 14 Tage anhalten, kann dies möglicherweise auf eine Depression hinweisen und der Betroffene sollte ärztlichen oder psychotherapeutischen Rat suchen:

  • gedrückte Stimmung
  • Interesse- / Freudlosigkeit auch bei sonst angenehmen Tätigkeiten
  • Antriebsmangel, bleierne Müdigkeit oder ungewöhnlich starker Bewegungsdrang
  • Ängste, innere Unruhe
  • geringes Selbstwertgefühl, vermehrte Selbstkritik
  • Konzentrationsprobleme, Hang zum Grübeln, Entschlussunfähigkeit
  • Schuldgefühle, Schwarzmalerei
  • Schlafstörungen oder stark erhöhtes Schlafbedürfnis
  • Gefühl, dass alles zu viel ist
  • „Gefühl der Gefühllosigkeit“, innere Leere
  • Appetitlosigkeit oder übermäßiges Bedürfnis zu essen
  • körperliche Symptome, für die es keine organische Erklärung gibt
  • tiefe Verzweiflung, sowie Suizidgedanken.

Depressionen können sich auch vor allem durch körperliche Symptome, sogenannte somatische Beschwerden, äußern. Kopf- und Verdauungsbeschwerden, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Gliederschwere oder Rückgang der Libido können auf eine Depression hinweisen. Schwindel tritt als Symptom ebenfalls oft auf und auch Ohrgeräusche (Tinnitus) sind kein seltenes Phänomen. Stehen die körperlichen Beschwerden stark im Vordergrund, so kann dies die frühzeitige Diagnose erschweren. Depressionen geben sich oft auch in Sprache, Mimik und Gestik zu erkennen, die dann verlangsamt und erstarrt erscheinen.

Depressionstest

Im Internet gibt es eine Reihe von Depressionstests, die die eigene Vermutung bestätigen können. Diese ersetzen in keinem Fall eine fachliche Beurteilung und sollten nur als eine Orientierungshilfe verstanden werden.

Depressionen tauchen in unterschiedlichen Formen auf

Unipolare Depression

Rein depressive Störungen treten am häufigsten auf und werden unter dem Begriff unipolare Störung zusammengefasst.

Bipolare Störung

Bei der Bipolaren Störung wechseln depressive mit sogenannten manischen Phasen ab. Ein manischer Zustand äußert sich vor allem durch gehobene und überdrehte Stimmung, Selbstüberschätzung, gesteigerte Aktivität und vermindertes Schlafbedürfnis. Durch die abwechselnden Phasen befinden sich die Betroffenen in einer Achterbahn der Gefühle zwischen „himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“. Manien und Depressionen können in unterschiedlich starker Ausprägung auftreten, meistens dauern die depressiven Phasen länger an.

Ausführliche Informationen und Beratungsangebote findest Du hier:

Dysthymie

Diese Form der chronischen Depression ist durch weniger stark ausgeprägte Symptome gekennzeichnet, die dafür aber über Jahre andauern können. Die Betroffenen können ihren Alltag und die beruflichen Aufgaben meist noch mit großer Anstrengung bewältigen.

Larvierte Depression

Bei dieser Depressionsform (larvieren = verstecken, verbergen) stehen Schmerzen und sonstige körperliche Symptome im Vordergrund. Sie wird daher oft erst spät erkannt.

Organische Depression

Wenn eine andere körperliche Erkrankung die Ursache der Depression ist, wie z.B. Schilddrüsen-, Nebennieren- oder Hirnerkrankungen, spricht man von einer organischen Depression.

Saisonale Depression

Diese relativ weit verbreitete Depressionsform wird auch als Winterdepression bezeichnet, da sie normalerweise in den sonnenarmen Herbst- und Wintermonaten auftritt. Neben Symptomen der unipolaren Depression treten Heißhungeranfälle und starke Müdigkeit auf. Eine Lichttherapie mit speziellen Lampen oder regelmäßige Spaziergänge bei Tageslicht können hilfreich sein.

burnout/Erschöpfungsdepression

Burnout = Depression oder eben nicht ?! Diese Diskussion wollen wir hier nicht führen. Tipps und Reflektion in Sachen Burn-Out gibt es im burn-out-forum.de. Worüber Einigkeit besteht: dass auch Burn-Out in die Depression führen kann – so gesehen sind auch Menschen mit Burn-Out eingeladen, eine Etappe auf der MUT-TOUR mit zu fahren.

Depressionen haben vielfältige Ursachen

Die Ursachen einer Depression sind mindestens so vielfältig wie ihre Erscheinungsformen und Ausprägungen. Belastende Lebensereignisse wie Trennung oder Tod von nahen Angehörigen und Freunden, Arbeitslosigkeit, hoher Leistungsdruck, soziale Isolation, finanzielle Sorgen, chronische Krankheiten wie Krebs, Schmerzerkrankungen, Demenz, hormonelle Veränderungen im Wochenbett und in den Wechseljahren können eine depressive Episode auslösen. Dennoch reagieren nicht alle Menschen auf solche Ereignisse mit einer Depression. Das Erkrankungsrisiko hängt vor allem von biologischen Voraussetzungen (viele Fachleute gehen davon aus, dass es eine genetische Veranlagung zu Depressionen gibt) und der bisherigen sozialen Prägung ab. Depressionen treten auch häufig in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen, wie Angst- und Panikstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Zwangserkrankungen, Suchterkrankungen und Essstörungen auf. Je nachdem muss die Therapie dann dementsprechend angepasst und / oder ergänzt werden.

Krisenlinks bei Depressionen

bundesweite Anlaufstellen für Menschen mit akuter Depression und anderen psychischen Krisen, sowie psychosoziale Beratungsangebote für Angehörige

Online-Informationen zum Thema Depression

Links zu gedruckter Information über Depressionen

Selbsthilfe & Selbstfürsorge

Wir haben 2017 und 2018 knapp tausend Menschen mit und ohne Depressionserfahrungen auf der Straße gefragt, was sie unter “Selbsthilfe” verstehen. Herausgekommen ist unter anderem das:

  • Gespräche mit anderen Betroffenen & Selbsthilfegruppen
  • Bewegung, Ruhe, Hobbys
  • Gemeinschaft & soziales Netzwerk
  • Aufklärung & Psychoedukation
  • offen darüber sprechen zu können

Selbsthilfegruppen – Austausch und Entlastung

Bereits jede zehnte erwachsene Person nimmt im Laufe des Lebens an einer Selbsthilfegruppe teil. Es fällt Betroffenen leichter, über eigene Erfahrungen und Gefühle zu sprechen, da die Gruppe ähnliche Erfahrungen druchlebt hat. Der Erfahrungsaustausch kann Teilnehmende bestärken, sich nicht allein zu fühlen und kann entlastend wirken. Daher kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe ein wichtiger Schritt zum Verstehen und Akzeptieren der neuen Lebensrealität sein.

Selbsthilfegruppen – egal ob eine Gesprächsrunde oder eine gemeinschaftliche sportliche Aktivität – bieten Raum für Verständnis und sind ein Ort, wo Betroffene sich gehört fühlen und sich nicht rechtfertigen müssen. Nicht nur bietet die Gruppe neue soziale Kontakte, auch können Gruppenmitglieder von dem Erfahrungsaustausch profitieren und stärken sich somit gegenseitig. Sicherlich ist der Austausch in der Gruppe nicht für jede Person geeignet, oder auf dem Weg zur persönlich “passenden” Gruppe braucht es mehrere Anläufe. Dennoch bietet die Gruppe eine neu gewonnene Verlässlichkeit, die Betroffene stützen und stärken kann. Zu beachten ist allerdings, dass Selbsthilfegruppen keine fachliche Betreuung ersetzen.

Weizenfeld

Selbsthilfegruppen: Menschen zu treffen, die ähnliches erlebt haben – sich gegenseitig anregen und stärken – ein Gefühl „nicht allein zu sein“

Selbstfürsorge – die eigenen Bedürfnisse erkennen &

für das eigene Wohl Verantwortung übernehmen

Neben der gemeinschaftlichen Selbsthilfe, ist die Selbstfürsorge für die Krankheitsbewältigung umso wichtiger. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst und eine Achtsamkeit im Umgang mit körperlichen Warnsignalen oder Stressfaktoren der eigenen Umwelt können präventiv wirken. Sport oder sonstige Aktionen in der Natur werden kaum eine Depression heilen, aber sie können den Betroffenen auf verschiedene Weise helfen, einen Weg aus der Depression zu finden. Wobei jede betroffene Person den Blick auf sich selbst richten muss, um individuelle Wege gehen zu können. Hier findest Du weitere Informationen zum Thema Selbsthilfe & Selbstfürsorge.

Infos & Unterstützung für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen

Angehörige wie Familienmitglieder, Freund*innen & Personen aus dem Bekanntenkreis und Arbeitskolleg*innen von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind ebenso von den Auswirkungen von Depressionen betroffen, daher haben wir hier ein paar Informationen sowie hilfreiche bundesweite Anlaufstellen für Ratsuchende zusammengetragen.

An dieser Stelle werden lediglich grundlegende Dinge erläutert. Weiterführende Informationen über Depression, Selbsthilfe bzw. Maßnahmen bei den verschiedenen Unterstützern der MUT-TOUR

MUT-FASS Blog

Erfahrungsberichte zum Thema Depression und verschiedene Blogbeiträge rund um psychische Gesundheit

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